Telefon und Telefax

Telefon und Telefax
Telefon und Telefax
 
Am 14. Februar 1876 reichte der Taubstummenlehrer Alexander Graham Bell bei der amerikanischen Patentbehörde eine Patentanmeldung mit dem unauffälligen Titel »Improvements in telegraphy« ein. Sie sollte Geschichte machen, denn mit ihr begann der Siegeszug einer Erfindung, die sich innerhalb kürzester Zeit zum unentbehrlichen Instrument des täglichen Lebens gemacht hat.
 
Kaum ein Medium hat den alten Menschheitstraum von der Überwindung von Zeit und Raum auf individueller Ebene so vollkommen verwirklicht wie das Telefon, aber es gibt auch kaum ein technisches Gerät des Alltags, das uns derart immer wieder unsere Abhängigkeit von ihm vor Augen führt. Es ist im Berufsleben ebenso allgegenwärtig wie im privaten Bereich; es dient der Übermittlung geschäftlicher Informationen, dem dringenden Notruf oder dem privaten Geplauder. Obwohl sich in über einhundert Jahren seit der Erfindung des Telefons technisch im Bereich der Apparate und der Vermittlung vieles geändert hat, ist doch sein Verwendungszweck im Wesentlichen derselbe geblieben wie zu Graham Bells Zeiten: Das Telefon ist ein Gerät, das der individuellen Kommunikation dient.
 
Obwohl das Telefon geliebt und bisweilen zugleich verflucht wird — wer hätte nicht schon manches Mal den penetrant klingelnden Quälgeist ans Ende der Welt gewünscht? —, ist die vollständige Verdrahtung der Welt zur Selbstverständlichkeit geworden; dabei sahen die Anfänge des Telefons noch gar nicht nach einer Erfolgsgeschichte aus.
 
 Die »Stimme auf Reisen«
 
Der Wunsch des Menschen, Nachrichten schneller zu übermitteln, als er sich selbst fortbewegen kann, ist uralt. Bereits in der Antike gab es Postenketten, die Nachrichten mithilfe von Leuchtfeuern übermittelten; über Jahrhunderte hinweg blieb jedoch der berittene Bote das wichtigste Medium der Nachrichtenübermittlung.
 
Schneller als ein Reiter
 
Dies wurde erst mit dem Aufkommen des Telegrafen anders. Die Wurzeln der Entwicklung dieses Instruments liegen im 18. Jahrhundert, in der Zeit der Französischen Revolution: Am 22. März 1792 legten der Physiker Claude Chappe und sein Bruder Ignace der französischen Nationalversammlung ihre Vorschläge für ein System zur Nachrichtenübermittlung vor. Dieses sei ein »sicheres Mittel zur Nachrichtenübermittlung, das die Gesetzgebende Körperschaft in den Stand setzt, ihre Befehle bis an unsere Grenzen zu schicken und noch in derselben Sitzung eine Antwort zu erhalten«. Chappe prägte für sein System den Begriff »Telegraph«, den er aus den beiden griechischen Wörtern für »fern« und »schreiben« gebildet hatte. Mit diesem Nachrichtensystem konnte eine Nachricht eine berittene Botenstafette um Größenordnungen überholen: Ein Zeichen wurde bei diesem optischen Telegrafen von Station zu Station auf Sichtkontakt weitergegeben und die Nachricht reiste von Paris nach Straßburg in weniger als einer Stunde. Damit wurde es erstmals möglich, in »Echtzeit« auf Ereignisse zu reagieren, und es entstand ein Nachrichtennetz von Paris in die wichtigsten französischen Städte, das sich besonders in militärischer Hinsicht als von unschätzbarem Wert erwies.
 
Die optische Telegrafie bereitete den Weg für die rasche Entwicklung der Kommunikationstechnik im 19. Jahrhundert. Sie wurde allmählich von der elektrischen Telegrafie verdrängt, die den Vorteil hatte, nicht von Tageszeit und Wetter abzuhängen und zudem noch weitaus schneller zu sein. Die ersten praktisch einsetzbaren elektrischen Telegrafen entstanden bereits in den 1830er-Jahren, aber erst mit dem technisch recht einfachen und robusten Morsetelegrafen und dem weniger störungsanfälligen Morsealphabet — entwickelt von dem amerikanischen Erfinder Samuel Morse — begann sich dieses System in großem Umfang durchzusetzen. Die Telegrafie wurde das Kommunikationsmedium des 19. Jahrhunderts. Die Telegrafennetze breiteten sich über die ganze Welt aus. Transkontinentale Verbindungen entstanden und 1866 wurde der Atlantik nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen dauerhaft überbrückt. Damit war es möglich geworden, innerhalb weniger Minuten weltweit Nachrichten zu verbreiten. Morse konnte zufrieden feststellen, dass das Telegrafennetz im Großen und Ganzen so war, wie er es sich zu Anfang vorgestellt hatte: ein umfassendes und zusammenhängendes System wie die Briefpost.
 
Die Telegrafie war zunächst ein Monopol des Staates und wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auch von der Wirtschaft genutzt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts trat mit dem Telefon ein Medium für den privaten Gebrauch auf.
 
Die Übertragung der Stimme
 
In Anlehnung an den Begriff »Telegraph« wurde das Wort »Telephon« 1796 von Johann Sigismund Gottfried Huth, »Doktor der Weltweisheit« und Lehrer in Frankfurt an der Oder, aus den griechischen Wörtern für »fern« und »Ton« geprägt. Huth wollte diesen Begriff für ein rein akustisches Sprachrohrsystem verwenden. Erst 1854 brachte der französische Telegrafenbeamte Charles Bourseul die Idee vor, Schall auf elektrischem Weg zu übertragen. Wenig später gelang es Philipp Reis, einem Lehrer für Naturwissenschaften in der Nähe von Frankfurt, »die Tonsprache selbst direkt in die Ferne mitzuteilen«. 1859 konnte er Töne über Entfernungen von bis zu hundert Metern übertragen. Um ein rein sinngemäßes Verstehen zu vermeiden, versuchte Reis bei den ersten Experimenten mit seinem Telefon Sätze wie »Die Sonne ist von Kupfer« und »Das Pferd frisst keinen Gurkensalat« zu übermitteln. Zwar konnte der Empfänger nur einen Teil dieser Botschaften verstehen, aber die prinzipielle Funktionstüchtigkeit des Apparates war damit erwiesen — und wer versteht heute schon jedes Wort am Telefon!
 
Zwei Jahre später, am 26. Oktober 1861, fand vor dem Physikalischen Verein in Frankfurt am Main die erste öffentliche Sprach- und Musikübertragung statt. Reis erklärte den versammelten Experten, es sei ihm gelungen, »einen Apparat zu konstruieren, mit welchem ich in der Lage bin, Töne verschiedener Instrumente, ja bis zu einem Grade auch die menschliche Stimme, zu reproduzieren«. Die Resonanz war jedoch gering, da Reis' Erfindung eher als technische Spielerei betrachtet wurde und niemand an eine kommerzielle Nutzung dachte — zumal, da mit dem Telegrafen ein etabliertes Kommunikationsmedium zur Verfügung stand. Reis resignierte verbittert: »Ich habe der Welt eine große Erfindung geschenkt, anderen muss ich es überlassen, sie weiter zu führen, aber ich weiß, dass auch dies zu einem guten Ende kommen wird.«
 
Er sollte Recht behalten: Am 14. Februar 1876 reichte der in Schottland geborene Amerikaner Alexander Graham Bell das Prinzip eines Telefonsystems zum Patent ein, ganze zwei Stunden, bevor sein Konkurrent, der berufsmäßige Erfinder Elisha Gray, ebenfalls ein eigenes Telefonsystem vorläufig patentieren lassen wollte. Noch im gleichen Jahr, auf der Weltausstellung in Philadelphia, wurde sein Telefon erstmals öffentlich vorgeführt. Bell hatte das Glück, in den Vereinigten Staaten, wenn auch nicht sofort, die interessierte Öffentlichkeit zu finden, auf die Reis vergebens gewartet hatte: Das Bell'sche Telefon trat seinen Siegeszug um die Welt an. Von Anfang an war für Bell das Telefon ein »Mittel für Ferngespräche ohne Zwischenperson« und durch diesen Vorteil konnte er dem Telegrafen mit einem für jedermann leicht zu bedienenden Gerät Konkurrenz machen. Bereits zu Beginn unseres Jahrhunderts galt das Telefon in den Vereinigten Staaten als »ein Mittel, das den Kulturfortschritt vorantreibt und die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft stärkt« und »ein Symbol der nationalen Zusammenarbeit«.
 
Der Erfolg des neuen Mediums
 
Auch in Deutschland wurde man jetzt schnell auf die Möglichkeiten der neuen Kommunikationstechnologie aufmerksam. Die ersten Versuche der Reichspost mit Bell'schen Telefonen wurden bereits 1877 durchgeführt und das erste deutsche Telefonnetz wurde am 1. April 1881 in Berlin in Betrieb genommen. Die Zahl der Teilnehmer war allerdings sehr bescheiden: Sie betrug 48. Noch im gleichen Jahr folgten Hamburg, Frankfurt am Main, Breslau, Mannheim und Köln mit eigenen Fernsprechnetzen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gab es im Deutschen Reich fast 1,5 Millionen Fernsprechteilnehmer, mehr als in Großbritannien und Frankreich zusammengenommen.
 
Die Verbindung zwischen den einzelnen Telefonanschlüssen wurde in den ersten Jahrzehnten des Telefons vom »Fräulein vom Amt« hergestellt. Obwohl die erste automatische Wählvermittlungsstelle in Deutschland in Hildesheim bereits am 10. Juli 1908 ihren Betrieb aufnahm, blieb diese Institution noch auf Jahre erhalten. So war in Berlin die Umstellung des Ortsnetzes auf Wählbetrieb erst 1936 abgeschlossen und der automatische Fernwahlverkehr wurde — trotz erster Versuche ab 1923 — erst nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig realisiert. Die erste internationale Selbstwahlverbindung — nämlich mit der Schweiz — wurde schließlich 1955 aufgenommen.
 
Sandbeige oder olivgrün?
 
Wesentliche technische Neuerungen für den Fernsprechteilnehmer gab es in den Jahren nach 1955 nicht mehr und das Angebot an Telekommunikationsmöglichkeiten blieb bis gegen Ende der 1980er-Jahre recht begrenzt. Das schwarze Einheitstelefon der 1930er-Jahre unterschied sich nur wenig von dem der 1950er- und 1960er-Jahre. Dies begann sich erst in den 1970er-Jahren zaghaft zu ändern. »Sandbeige oder olivgrün«, so sah dann über Jahre hinweg der Entscheidungsspielraum für den normalen Telefonkunden aus, der ein Telefon mit Wählscheibe beantragte. Für den Normalbürger waren bereits Telefone mit Tastatur und Wahlwiederholung Luxus. Fernkopierer, wie die Vorläufer der Faxgeräte hießen, standen nur in größeren Betrieben zur Verfügung und allenfalls Topmanager verfügten über ein Autotelefon.
 
In den letzten zehn Jahren jedoch ist kaum ein Markt so explosionsartig expandiert wie derjenige der Telekommunikation, nachdem in Europa die grundsätzliche Entscheidung gefällt worden war, eine Reihe von Monopolen, unter anderem auch das auf den Gebieten der Post und Telekommunikation, aufzuheben. Damit ist auch in Deutschland stufenweise das Monopol der damaligen Deutschen Bundespost entfallen. In einem letzten Schritt wurde zu Beginn des Jahres 1998 das Netzmonopol der deutschen Telekom aufgehoben; der Anrufer kann seit diesem Zeitpunkt frei entscheiden, über welche Telefongesellschaft er seine Anrufe führen will.
 
Die Vielzahl an Endgeräten und Anbietern, Netzen und Diensten, die in der Folge angeboten wurden, lässt sich heute kaum noch überblicken und eine weitere Revolution scheint sich durch den Einsatz der Computertechnik abzuzeichnen: die Integration des Telefons in ein multimediales System, in dem mehr oder minder alle elektronischen Medien miteinander verschmolzen sind. Wird das Telefon in absehbarer Zeit in der universellen Kommunikationsmaschine aufgehen?
 
 Die Technik des Telefonsystems
 
Bereits vorab sei gesagt: Das Telefon ist eine Wunschmaschine, ein magisches Instrument, es lässt sich durch eine Beschreibung seiner Funktionen nicht entzaubern. Es ist die technische Übernahme der Magie ins Alltagsleben, die ganz besondere Maschine des industriellen Zeitalters. Aber trotzdem: Dieser magische Apparat hat ein technisches Innenleben, dessen Verständnis wir uns nun widmen wollen.
 
Der Telefonapparat
 
Der Telefonapparat, der Fernsprechapparat, das Fernsprechendgerät oder schlicht und einfach das Telefon steht meist stellvertretend für das gesamte Fernsprechsystem. Das liegt nahe, denn es ist das für den Benutzer sichtbare Element des Gesamtsystems. Über fast ein Jahrhundert hinweg war dieses Telefon nicht nur das Synonym für eine Art der Kommunikation, sondern auch ein technisches Gerät des Alltags, das sich in seiner Funktion fast unverändert gleich blieb und auch sein Aussehen nur langsam änderte.
 
Die ersten Telefone hingen meist an der Wand. Das Mikrofon war in der Höhe verstellbar; an der Seite befand sich eine Kurbel, mit der ein Kurbelinduktor betätigt werden konnte, um dem »Fräulein vom Amt« seinen Gesprächswunsch anzukündigen. Lediglich der Hörer konnte abgenommen werden, um ihn ans Ohr zu halten. In der Umgangssprache hält sich heute noch die Bezeichnung Hörer für den Teil des Telefonapparates, den man in die Hand nimmt, obwohl längst das Mikrofon in den Handapparat, wie die korrekte Bezeichnung lautet, integriert wurde.
 
Mit dem Aufkommen der Selbstwähltechnik verschwand der Kurbelinduktor zugunsten einer Wählvorrichtung, die zunächst aus einer Nummernscheibe bestand.
 
Mikrofon, Hörerkapsel und Wählvorrichtung bildeten über viele Jahrzehnte hinweg die technischen Grundelemente des Telefons — eine verblüffend einfache Konfiguration für eine Epoche machende technische Entwicklung. Erst in den 1980er-Jahren begann sich die vertraute Telekommunikationslandschaft tiefgreifend zu wandeln. Mit dem 1. Juli 1990 wurde der »Endgerätemarkt« liberalisiert. Der bereits erwähnte Fall des Postmonopols führte auch in diesem Bereich zu einer rasanten Weiterentwicklung sowohl der technischen Möglichkeiten als auch des Angebots an Geräten; für einen Teil dieser Maschinen stellt die bescheidene Bezeichnung Telefonapparat in Anbetracht der Bandbreite ihrer Funktionen eine gelinde Untertreibung dar.
 
In dieser Fülle der Varianten lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Telefontypen unterscheiden: das analoge und das digitale Telefon, das exakter als ISDN-Telefon bezeichnet werden sollte, weil damit über die digitale Funktionsweise hinaus auch die ISDN-Fähigkeit zum Ausdruck kommt. Das immer noch am häufigsten eingesetzte Telefon ist das analoge. Es ist durch eine zweiadrige Anschlussleitung mit der Vermittlungsstelle verbunden, wobei die beiden Leitungen als a- und b-Ader bezeichnet werden. Man spricht daher beim analogen Telefon von der a/b-Schnittstelle. Das Gerät muss nun nur noch an den Hausanschluss angeklemmt werden und schon können wir mit jedermann im weltweiten Telefonnetz eine Verbindung herstellen. Wie funktioniert das eigentlich?
 
Wie wird eine Verbindung hergestellt?
 
Die Fernsprechvermittlungstechnik übernimmt die Aufgabe, in der streng hierarchisch geordneten Struktur des Telefonnetzes eine Verbindung zwischen zwei Fernsprechteilnehmern herzustellen. Dazu gehört auch das Übermitteln von Informationen für den Anrufer — über freie oder besetzte Leitungswege, über die abgehenden Tonsignale (Ruf- und Besetztzeichen), über die anfallenden Gebühren — und schließlich wieder das Trennen der Verbindung. In einer Vermittlungsstelle laufen also neben der Durchschaltung des Gespräches umfangreiche Steuerungsprozesse ab.
 
Nach der versuchsweisen Einführung der Selbstwähltechnik in den USA 1892 bildete über lange Jahre hinweg der nach seinem Erfinder, dem Bestattungsunternehmer Almon B. Strowger, benannte Hebdrehwähler in vielen Ländern der Erde das Rückgrat der automatischen Vermittlungstechnik. Auch in Deutschland — hier wurde der Selbstanschluss 1908 eingeführt — war bis zum Aufkommen der digitalen Vermittlung zunächst der Strowger-Wähler, dann der weiterentwickelte Edelmetall-Drehwähler unverzichtbarer Bestandteil der automatischen Vermittlungsstellen.
 
Heute ist der Vermittlungsvorgang wie das ganze Telefonnetz voll digitalisiert. Das Prinzip in digitalen Vermittlungsstellen ist das Gleiche wie zu Zeiten des Drehwählers, lediglich sind zur Vermittlung digitalisierter Signale keine leitenden Durchschaltungen notwendig. Der Vemittlungsvorgang erfolgt hier über Koppelsysteme, die von Prozessrechnern gesteuert werden; der Anrufer bekommt eine schnelle und sichere Verbindung, die ohne die altbekannten Klackergeräusche der Nummernscheibe durchgeschaltet wird.
 
Das Telefonnetz
 
Ein Telefon für sich allein ist ein nutzloses Gerät. Erst wenn man es als einen kleinen Teil einer riesigen Maschine begreift, die den gesamten Globus umspannt, gewinnt es seine Funktion. Das Herzstück dieser Maschine ist das weltweite Telefonnetz, über das die einzelnen Teilnehmer miteinander verbunden werden. Unter einem Netz versteht man in der Nachrichtentechnik das Verbindungssystem zwischen den einzelnen Kommunikationsteilnehmern. Das muss nicht unbedingt ein System von elektrischen Leitungen sein; so bildete bereits das System des optischen Telegrafen zur Zeit der Französischen Revolution, bei dem die Verbindung durch Sichtkontakt hergestellt wurde, ein Nachrichtennetz. Das Telefonnetz war lange Zeit rein drahtgebunden und wurde erst in jüngerer Zeit durch Funkverbindungen wie beim Mobiltelefon oder bei Überseeverbindungen via Satellit ergänzt.
 
Die unterste Ebene des Fernmeldenetzes stellt das Ortsnetz dar, das aus einer oder — in größeren Städten — mehreren Ortsvermittlungsstellen gebildet wird. Alle Fernsprechteilnehmer sind sternförmig mit ihrer Ortsvermittlungsstelle verbunden. Die oberste Hierarchiestufe im Bereich der Deutschen Telekom stellt das überregionale Fernnetz dar, das allgemein als Weitnetz bezeichnet wird. Das deutsche Weitnetz wird durch insgesamt 22 Weitvermittlungsstellen gebildet.
 
Das Fernsprechnetz bildet in erster Linie die Grundlage für einen Nachrichtenaustausch über Telefon. Darüber hinaus wird dieses Netz aber auch von anderen Diensten genutzt, und zwar vom Datenübertragungsdienst mittels Modem, vom Telefaxdienst und vom Bildschirmtextdienst (Btx).
 
Bereits 1933 begann der Aufbau eines eigenständigen Netzes für den damals neu eingeführten Telexdienst (kurz für Teleprinter Exchange). Im Zuge der steigenden Anforderungen an die Telekommunikation durch die Industrie entstanden nach und nach immer teurere und aufwendigere zusätzliche Netze. So richtete die Deutsche Bundespost Ende der 1960er-Jahre die Dateldienste ein, die eine Vielfalt von Übertragungsgeschwindigkeiten und Betriebsverfahren zuließen. Datel steht hierbei für »Data Telecommunication«, dem Vorläufer der Datenfernübertragung. Über Datel kommunizierten die ersten Computer in Deutschland miteinander. Es zeigte sich jedoch schon bald, dass der Aufbau separater Netze für verschiedene Dienste sowohl für den Netzbetreiber als auch für den Anwender mit hohen Kosten verbunden war. Aus diesen Überlegungen heraus entstand in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre das integrierte Datennetz (IDN). IDN vereinigte die Dienste Telex, Teletext, Datel und Btx, wobei aber nach wie vor für jeden Dienst ein eigener Anschluss zur Verfügung stehen musste. IDN war immer noch mit hohen Kosten verbunden; es wurde daher besonders von großen Unternehmen und Forschungseinrichtungen genutzt. Da aber der Kommunikationsbedarf auch bei mittelständischen und kleineren Betrieben wuchs, für die ein IDN-Anschluss zu teuer und zu umständlich war, entwickelte sich auch das Fernsprechnetz weiter. Die logische Konsequenz war somit vorgegeben: die Integration von Fernsprech- und IDN-Diensten in einem gemeinsamen Netz: ISDN.
 
 
Über das ISDN kann man auch telefonieren, wobei die Betonung auf »auch« liegt. ISDN ist die Abkürzung für Integrated Services Digital Network, zu Deutsch etwa: Dienste integrierendes digitales Netz. Das Ziel bei der Einführung des ISDN war es, alle Telekommunikationsformen (Sprach-, Daten-, Text- und Bildübertragung) in ein einziges Netz, auf eine einzige Leitung zu packen. Dieses digitale Netz — alle Daten werden rein digital übertragen — hat gegenüber den Vorgängernetzen eine Reihe von Vorzügen: Telefongespräche werden unabhängig von der Entfernung mit konstanter Lautstärke übermittelt und Störgeräusche sind praktisch nicht mehr wahrnehmbar. Gleichzeitig wird die bisher recht schmale Bandbreite der übertragenen Sprachfrequenzen von 3000 Hertz — daher die typische nasale Telefonstimme — auf 7000 Hertz erhöht; die Stimme klingt nun natürlicher. Auch geht der Aufbau einer Verbindung bei ISDN viel schneller, nämlich in einheitlich 1,7 Sekunden. Bei einem Aufbau mit konventioneller Technik liegt die dafür benötigte Zeit bei rund dem Zehnfachen. Zudem ist es möglich, während eines Telefongesprächs gleichzeitig ein Fax zu senden — alles über denselben Anschluss! — oder das Telefon in eine andere Anschlussdose umzustecken, ohne dass die Verbindung unterbrochen wird, und einiges mehr. Die Geschwindigkeit der Datenübertragung ist mit 64 Kilobyte pro Sekunde wesentlich höher als im analogen Netz; dies macht das Faxen und die Datenübertragung per Computer schneller. Die Liste dessen, was möglich ist, erweitert sich kontinuierlich.
 
Zunächst wurde ISDN von der Deutschen Bundespost — und später der Telekom als Rechtsnachfolgerin — im Alleingang eingeführt. Am 26. April 1989 unterzeichneten dann Deutschland und neunzehn weitere europäische Staaten ein »Memorandum of Understanding« zur Einführung eines einheitlichen europäischen ISDN. Dahinter stand vor allem der politische Wille, in einem vereinten Europa eine einheitliche Basis für die moderne Telekommunikation zu schaffen.
 
Das Netz im Bereich der Telekom ist bereits seit längerer Zeit voll digitalisiert; jeder Teilnehmer kann frei entscheiden, ob ihm die Vorzüge des ISDN-Anschlusses die deutlich höheren Grundgebühren wert sind. Die Entwicklung ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Einzelne Verbindungen sind heute bereits als Breitband-ISDN (B-ISDN) mit wesentlich höheren Datenübertragungsraten ausgebaut; Grundlage ist hier die ATM-Technologie (Asynchronous Transfer Mode). Diese Tendenz wird sich fortsetzen: Es wird in Zukunft nicht nur ein einziges, sondern mehrere Dienste integrierende digitale Netzwerke geben und der Anschluss jedes Teilnehmers kann nach seinen Bedürfnissen angelegt werden.
 
Mehr als telefonieren
 
Das System Telefon hat also wesentlich mehr zu bieten als nur den Aufbau einer Telefonverbindung. Dabei nehmen wir eine Reihe der zusätzlichen Fernmeldedienste überhaupt nicht mehr als solche wahr, da sie wie selbstverständlich zum Telefon gehören.
 
Wenn beispielsweise die leidige Ansage »Kein Anschluss unter dieser Nummer« oder »Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar« aus dem Hörer tönt, so hat sich der Hinweisdienst eingeschaltet, um dem Anrufer weitere vergebliche Versuche zu ersparen. Ebenfalls zum Telefondienst gehören die Auskunftsdienste für In- und Ausland, die auf telefonische Anfrage die Rufnummer eines bestimmten Anschlusses mitteilen. Trotz Internet-Recherche und bundesweiten Telefonverzeichnissen auf CD-ROM erfreut sich dieser Dienst ungebrochener Beliebtheit. Auch das Notrufsystem für Polizei und Feuerwehr mit den bekannten und einheitlichen Kurznummern 110 und 112 gehört zu den klassischen Diensten.
 
Es gibt aber noch viel mehr: Zeitansage, Fußballtoto und Zahlenlotto, Nachrichten vom Tage, Sportnachrichten, Theater- und Kinoprogramm, Wettervorhersage, Weckaufträge, bei denen der Anrufer zur gewünschten Zeit geweckt wird, Abwesenheitsaufträge, bei denen die unter diesem Anschluss ankommenden Gespräche bei Abwesenheit entgegengenommen werden, Benachrichtigungsaufträge — hier wird eine vom Anrufer vorgegebene Nachricht zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen oder mehrere Fernsprechteilnehmer übermittelt —, Erinnerungsaufträge, mit denen sich der Anrufer zu einer von ihm bestimmten Zeit an wichtige Angelegenheiten erinnern lassen kann, und noch Weiteres. Während die reinen Ansagedienste nach wie vor häufig in Anspruch genommen werden, werden die Auftragsdienstleistungen infolge neuer technischer Entwicklungen unbedeutender; so ist etwa der Abwesenheitsdienst durch den Anrufbeantworter überflüssig geworden.
 
Relativ neu sind die Dienste, deren Nummern mit 01 beginnen und deren Anrufer bundesweit ohne Vorwahl zum gleichen Anschluss geleitet werden; sie wurden in der Hauptsache für kommerzielle Anbieter eingerichtet. Die Palette dessen, was sich hinter diesen Nummern verbirgt, reicht von der Auskunft der Deutschen Bundesbahn über eine Vielzahl anderer Kundendienstbetreuungen und Anschlüsse für Teleshopping bis hin zu einer reichen Auswahl an Angeboten aus dem Rotlichtbereich. Unter diesen »01«-Diensten nimmt der »Service 130« eine besondere Stellung ein. Er bietet für den Anrufer Telefonieren zum Nulltarif, wenn dieser vor einer besonderen Kundennummer die Zugangsnummer 0130 wählt. Dabei werden die Kosten vom Anbieter des Service 130 getragen, der sich dadurch in der Regel Wettbewerbsvorteile erhofft.
 
Das Dienstangebot des »Televotum« ist dem Rundfunk- oder Fernseherfahrenen wahrscheinlich unter dem Namen »TED« besser bekannt. Mit der bundeseinheitlichen Zugangsnummer 0137 kann der Fernsehzuschauer beispielsweise sein Votum für einen bestimmten Musikbeitrag oder seine Meinung zu einer aktuellen politischen Frage abgeben.
 
Neben dem Telefondienst sind als weitere wichtige Fernsprechdienste der Telefax-, der Teletext-, der Telex- und der Bildschirmtextdienst zu nennen.
 
Überall erreichbar sein
 
Wer zu Beginn der 1990er-Jahre in der Öffentlichkeit zum Handy griff, zog alle Blicke auf sich. Handybesitzer galten als Wichtigtuer, die ihre Bedeutung öffentlich unter Beweis stellen mussten. Mittlerweile ist das charakteristische Piepsen der Mobiltelefone überall zu vernehmen und kaum jemand dreht den Kopf, wenn plötzlich der Nachbar in der Straßenbahn eine Konversation mit einem zigarettenschachtelgroßen Kästchen beginnt. Durch die Kombination zweier Techniken, der drahtgebundenen Telefonie und des Funks, entstand diese Möglichkeit, in jeder Situation telefonisch erreichbar zu sein.
 
Bereits 1918 wurde in Deutschland erstmals aus fahrenden Zügen heraus ein Funktelefon erprobt, aber es sollte noch bis zum Ende der 1950er-Jahre dauern, bis mobile Autotelefone praktisch eingesetzt werden konnten. Das Grundproblem beim mobilen Telefon besteht darin, dass der Teilnehmer — eben aufgrund seiner Mobilität — keiner festen Vermittlungsstelle zugeordnet werden kann und die Reichweite seines Apparats beschränkt ist. Beim Aufbau einer mobilen Telefonverbindung muss also der Ort des telefonierenden Teilnehmers ermittelt werden.
 
Das erste Funktelefonnetz in Deutschland wurde 1957/58 in Betrieb genommen und später, als ein weiteres mobiles Telefonnetz hinzukam, als A-Netz bezeichnet. Die Kennzeichnung der verschiedenen Netze durch Buchstaben erfolgte in alphabetischer Reihenfolge entsprechend der Chronologie ihrer Einführung. Der große Nachteil des A-Netzes, das bis 1977 in Betrieb war, bestand in der eng begrenzten Zahl von 10 000 Teilnehmern und dem Handvermittlungsbetrieb. Ab 1972 wurde daher das B-Netz aufgebaut, das zwar Selbstwählverkehr ermöglichte, im Wesentlichen aber auf derselben Technik beruhte: Der Anrufer wählte zwar seinen Gesprächspartner selbst an, musste aber dazu wissen, in welchem Funkverkehrsbereich sich der Teilnehmer befand, um die jeweils gültige Vorwahlnummer anzuwählen. Die Verbindung riss ab, wenn der mobile Teilnehmer einen solchen Bereich verließ. Diese Nachteile bestanden beim C-Netz, das am 1. Mai 1986 offiziell in Betrieb genommen wurde, nicht mehr. Es beruhte zwar noch auf der analogen Übertragung der Sprache, der Teilnehmer musste jedoch nicht mehr wissen, in welchem Sendebereich er sich gerade befand, da er bei einer Veränderung des Standortes automatisch vom neuen Sendebereich übernommen wurde.
 
1992 wurde in Deutschland das digitalisierte D-Netz eingeführt, das durch einen europäischen Standard das Telefonieren über ganz Europa hinweg ermöglicht; nun erst wurde das mobile Telefon komfortabel, weitgehend abhörsicher und bot eine ausreichende Sprachqualität.
 
Heute konkurrieren vier Netze um die Gunst des Handybesitzers: das analoge C-Netz und die digitalen Netze D1, D2 und E.
 
»Bitte sprechen Sie nach dem Signalton!«
 
Über lange Jahre galt: Wer nicht zu Hause ist, kann auch keine Telefonanrufe entgegennehmen. Den automatischen Anrufbeantworter gab es noch nicht. Dabei hatten sich bereits in den Anfangsjahren des Telefons Erfinder wie Thomas Alva Edison Gedanken zur Lösung dieses Problems gemacht. Die Kombination von magnetischer Schallaufzeichnung (Drahtton) und Telefon wurde schon Mitte der 1930er-Jahre erfolgreich erprobt, doch erst zwei Jahrzehnte später waren die Möglichkeiten der magnetischen Schallaufzeichnung so weit fortgeschritten, dass die Geräte praktikabel waren. Jedoch blieb der »Alibiphonomat« und die zum Teil ähnlich fantasievoll bezeichneten Produkte der ersten Generation von Anrufbeantwortern wegen ihrer hohen Preise zunächst fast ausschließlich auf den Geschäftsbereich beschränkt. Erst mit der Einführung der Mikrokassette als Speichermedium für Ansage und Nachricht setzte sich der Anrufbeantworter als fast selbstverständlicher Begleiter des Telefons durch. Mittlerweile machen die in den 1990er-Jahren eingeführten digitalen Aufzeichnungs- und Abspielgeräte den analogen Systemen Konkurrenz. Das Sprachsignal wird hier digitalisiert auf Speicherchips aufgezeichnet. Zunächst konnte nur die Ansage auf einem Chip gespeichert werden, da die Speicherkapazität nicht für mehr ausreichte. Inzwischen gibt es jedoch aufgrund der Fortschritte in der Speichertechnologie und dank neuer Datenkomprimierungsverfahren auch den voll digitalen Anrufbeantworter. Die heutigen Geräte bieten über ihre eigentliche Funktion hinaus eine Reihe ergänzender Möglichkeiten. Hierzu gehört die Fernabfrage, die es ermöglicht, von jedem Telefon aus mittels eines Codes den eigenen Anrufbeantworter abzuhören und sogar Einstellungen daran vorzunehmen. Eine völlig neue Form des Anrufbeantworters bildet der Personalcomputer, der allerdings entsprechend ausgerüstet sein muss.
 
Ein Anrufbeantworter beantwortet einen Anruf nicht im eigentlichen Sinne des Wortes. Jedem Anrufer wird ein vorher aufgezeichneter Ansagetext vorgespielt, in dem in der Regel mitgeteilt wird, dass der angewählte Telefonteilnehmer »zurzeit leider nicht erreichbar« sei. Fast immer wird der Anrufer gebeten, nach dem »Piepston« eine Nachricht zu hinterlassen.
 
Die Dienste des Anrufbeantworters werden geschätzt: Im kommerziellen Bereich laufen auch außerhalb der Dienstzeiten die Kundenanrufe nicht ins Leere und im privaten Bereich ist immer jemand ansprechbar, auch wenn niemand zu Hause ist. Bisweilen angenehm ist auch die Möglichkeit des selektiven Telefonierens: Beim Klingeln des Telefons muss man — auch wenn man da ist — nicht unbedingt abheben, um zu wissen, wer am anderen Ende der Leitung ist; man kann zunächst über Lautsprecher erfahren, wer anruft — sofern sich der andere Telefonteilnehmer zu erkennen gibt —, um sich zu melden oder gegebenenfalls später zurückzurufen. So gibt es immerhin eine Möglichkeit, dem Diktat der ständigen Erreichbarkeit zu entfliehen.
 
Bilder per Telefon versenden
 
Schon bald, nachdem es möglich geworden war, Töne über Draht zu übertragen, wurde versucht, auch Bilder auf diese Weise zu übermitteln. Dem deutschen Erfinder Arthur Korn gelang dies bereits vor dem Ersten Weltkrieg und in den 1920er-Jahren wurde mit der Bildtelegrafie eine Methode entwickelt, die als Vorläufer des Telefax angesehen werden kann. Ende der 1970er-Jahre war es dann mit Fernkopierern möglich, Bilder über das Telefonnetz zu senden; allerdings dauerte dies je nach gewünschter Qualität zwischen vier und acht Minuten. Schon aus Kostengründen war der Fernkopierer in Privathaushalten kaum anzutreffen und erst das 1979 eingeführte Telefaxsystem konnte sich hier durchsetzen.
 
Die Bezeichnung Fax ist von »Faksimile« hergeleitet, was so viel wie »mache ähnlich« bedeutet. Man kann sich ein Telefaxgerät als zweigeteilten Kopierer vorstellen: Einzug und Abtastvorrichtung für das Original befinden sich dabei am einen, die Ausdruckvorrichtung für die Kopie am anderen Ende der Telefonleitung. Das Prinzip eines analogen Faxgeräts besteht darin, dass die zu versendende Vorlage photoelektrisch abgetastet wird und die so entstehenden einzelnen Rasterpunkte in elektrische Signale umgewandelt werden. Diese Signale werden moduliert und dann als Töne über das Telefonnetz übertragen. Beim Empfänger läuft dann der umgekehrte Vorgang ab: Die Töne werden demoduliert, das elektrische Signal wird wieder in einzelne Bildpunkte umgewandelt und diese werden auf Papier ausgedruckt. In einem digitalen Faxgerät wird die Vorlage mit einem Lichtstrahl zeilenweise abgetastet, die Bildinformation wird in Photodioden (CCDs, kurz für englisch: charge coupled devices) in digitale elektrische Signale verwandelt, die dann verstärkt, moduliert und versendet werden.
 
Eine Übertragung ist nur zwischen zwei analogen beziehungsweise zwei digitalen Faxgeräten möglich. Die Übertragungsgeschwindigkeit liegt zwischen 9600 und 64 000 Byte pro Sekunde — Letzteres nur mit ISDN-Anlagen — und die Auflösung beträgt standardmäßig 3,85 Linien pro Millimeter, kann jedoch auf Kosten der Übertragungsgeschwindigkeit auf 15,4 Linien pro Millimeter gesteigert werden.
 
Der Computer am Telefonnetz
 
Am Ende der Telefonleitung muss nicht immer nur ein Telefon, Anrufbeantworter oder Faxgerät hängen. Der Computer kann sich auch hier als nützliches Werkzeug erweisen. Zum einen kann der Komfort von Telefonieren und Faxen deutlich erhöht werden. So ist beispielsweise der Gesprächsaufbau per Mausklick aus einer Datenbank heraus möglich, die Gespräche können detailliert protokolliert und ausgewertet werden, der Personalcomputer (PC) kann, wie bereits erwähnt, die Rolle des Anrufbeantworters übernehmen und Faxe können gesendet und empfangen werden, ohne dass hierfür ein separates Faxgerät notwendig wäre.
 
Das wahre Zauberwort zum Thema »Computer und Telekommunikation« aber heißt Internet: Das Fernsprechnetz hebt die Isolation des einzelnen PC auf und schließt ihn weltweit mit allen Rechnern im Netz zusammen. Dass von unterwegs der Zugriff auf den heimischen PC möglich ist, Dateien mit anderen PCs ausgetauscht werden können und Geschäftspartner und Bank, Einkaufszentrum und Reisebüro dorthin geholt werden können, wo der eigene PC steht, ist lediglich ein winziger Ausschnitt der Möglichkeiten. In nur wenigen Jahren hat sich das Internet mit seiner Datenflut zu einer eigenen Welt entwickelt, deren schrill bunte Vielfältigkeit sich einer Darstellung auf engem Raum verweigert.
 
Das Bindeglied zwischen PC und Telefonnetz ist das Modem. Das Kunstwort Modem, das sich aus den beiden Begriffen Modulation und Demodulation zusammensetzt, kennzeichnet die Funktion des Gerätes: Es moduliert die vom PC kommenden digitalen Signale in Töne, die über das Telefonnetz übertragen werden können, und demoduliert umgekehrt die über das Netz ankommenden Signale für den PC. Das Modem stellt den Kompromiss dar, der eingegangen werden muss, um die digitalen Daten eines Computers über ein Netz zu übermitteln, das in erster Linie für die Übermittlung analoger Informationen — auch wenn diese teilweise digitalisiert übertragen werden —, wie sie die menschliche Sprache darstellt, geschaffen wurde. Bei einer vollständig digitalen Übertragung, wie sie heute immer häufiger anzutreffen ist, kann der Mittler zwischen analoger und digitaler Welt entfallen. Allerdings ist auch bei ISDN ein spezielles Modem notwendig, das aber vom analogen völlig verschieden ist und die Bezeichnung Modem im eigentlichen Sinne des Wortes nicht verdient: Es dient lediglich dazu, die Datenübertragungsrate zwischen Computer und Netz dem ISDN-Standard anzupassen.
 
Hat man seinen Computer über das Modem an das Telefonnetz angeschlossen, so stellt das Internet auch einen Kanal für das Urziel der Telefonie, die individuelle Kommunikation zweier weit voneinander entfernter Menschen, bereit: die elektronische Post.
 
 
Das Internet macht es möglich, dass Nachrichten über den Telefondraht nicht mehr nur mündlich, sondern auch schriftlich ausgetauscht werden können. Diese Art der Kommunikation, E-Mail genannt, stellt eine Zwitterform zwischen dem auf Papier geschriebenen Brief und dem mündlich geführten Telefongespräch dar. Die Nachricht wird über die Tastatur eines Computers eingegeben und an die E-Mail-Adresse des Empfängers abgesendet. Die eigentliche Übermittlung erfolgt mit der Geschwindigkeit, die das Telefonnetz zulässt, also in Sekunden. Die Nachricht kann dann vom Empfänger am Computermonitor abgelesen oder, wie ein Brief, in schriftlicher Form ausgedruckt werden — immer vorausgesetzt, der Adressat schaut in seinen elektronischen Briefkasten, ob ihm jemand einen Brief »telefoniert« hat.
 
 Zur Psychologie des magischen Drahtes
 
Telefonieren gehört heute so sehr zu unserem Alltagsleben, dass wir uns nur selten klar machen, wie sehr dieses Medium unser Leben verändert hat und wie sehr sich die Kommunikation am Telefon von der direkten unterscheidet. Der Apparat prägt unsere Sprache — wir unterhalten uns telefonisch anders als im direkten Blickkontakt — und auch unser Verhalten: Kaum jemandem gelingt es, das Telefon läuten zu lassen, ohne abzuheben, und wir unterbrechen — meist entschuldigend — jedes direkte Gespräch, um dem Telefon zu Diensten zu sein.
 
Dem Anrufer gewährt das Telefon eine gewisse Anonymität und Diskretion: Der Angerufene kann beim Läuten des Telefons auch trotz ISDN meist nicht erkennen, wer ihn sprechen will, und wenn er abhebt, können sich die Gesprächspartner nicht sehen: Formelle Gespräche können ohne jede Brüskierung des Gegenübers im Morgenmantel oder in der Badewanne geführt werden und die Gesichter, die man einem unliebsamen Anrufer schneidet, nimmt er auch nicht wahr. »Das Telefongespräch wird unter ganz besonderen Umständen geführt, die ihm ein eigenes Gepräge geben, nämlich: Die Sprechenden sehen sich nicht«, stellte in diesem Sinne die Psychologin Franziska Baumgarten in ihrer »Psychologie des Telephonierens« bereits 1931 fest. »Man nimmt diese Tatsache als Selbstverständlichkeit hin, ohne darüber nachzudenken, was eigentlich die Ausschaltung des Auges beim Gespräch, also die Ausschaltung der Wahrnehmung jedes mimischen und physiognomischen Spiels des Partners, bedeutet«.
 
In der Frühzeit der Telefonie war das Eigentümliche dieser Kommunikationsform noch bewusst wahrgenommen worden. 1918 hatte der Psychologe W. Betz hierzu bemerkt: »Die Masse der Menschen ist am Telefon verschüchtert, auf schleunige Beendigung bedacht und vergisst die Hälfte von dem, was zu sagen gewesen wäre. Die Masse der Menschen ist also in einer um ein Geringes schwierigeren Situation als der gewohnten Art der Unterhaltung trotz längerer Übung deutlich beeinträchtigt.« Aber wenig mehr als ein Jahrzehnt später resümierte Baumgarten in ihrer Untersuchung: »Das Telefonieren, diese Alltagsbeschäftigung, wird von der Masse als etwas Selbstverständliches, zu unserer Kultur Gehörendes betrachtet. Sie hat keine andere Beziehung zu ihm als zu irgendeinem Werkzeug oder einer Maschine.« Und heute gilt, dass die Telekommunikation nicht mehr nur ein isolierter Teil unserer Kultur ist, sondern mehr und mehr unsere gesamten sozialen Strukturen prägt: Wir haben uns von der Industrie- zur Informationsgesellschaft gewandelt.
 
Die gegenseitige Durchdringung von Kommunikationstechnik und Informatik findet bereits statt. Wird es das Telefon als einzelnes Gerät in Zukunft noch geben oder wird es in einem integrierten Netz aus Telefon, Radio, Fernsehen und Datenverarbeitung aufgehen? Wird es den Arbeitsplatz, wie wir ihn heute kennen, noch geben oder wird er sich immer häufiger im eigenen Heim befinden?
 
Bei allen positiven Möglichkeiten, die sich für den Einzelnen daraus ergeben können, zeichnet sich ein Problem immer deutlicher ab: Je mehr Bereiche der zwischenmenschlichen Beziehungen durch die Telekommunikation erobert werden, desto kontaktärmer wird unsere Gesellschaft. »Wenn der Bildschirmterminal das Medium ist, über das immer mehr Handlungen des Menschen laufen werden«, äußerte Raban Graf von Westfalen in einer Untersuchung bereits 1985, »so wird er in Zukunft zum festen Bestandteil unserer Existenz gehören: Die entsprechenden Informationstechnologien, sei es zum privaten Gebrauch oder im Rahmen beruflicher Tätigkeit, entheben uns (je nachdem, wie man es sehen will) der Möglichkeit oder Notwendigkeit der persönlichen Kontaktaufnahme und Kommunikation. Vereinsamung und Kontaktunfähigkeit können Gefahren dieser Entwicklung sein.« Als der Philosoph Günther Anders 1956 in seinem Buch über »Die Antiquiertheit des Menschen« die neu entstehenden Kommunikationsstrukturen charakterisierte, sah er die Gefahr des »Massen-Eremiten«. Sie scheint heute aktueller denn je.
 
Aber bei allen kafkaesken Ängsten vor dem Verschwinden des Menschen in der Kommunikationsmaschinerie, allen medienpädagogischen Erwägungen und Wirkungserwartungen, die an das Telefon geknüpft sind, bei allen neuen ökonomischen Interessen, Fragen der Rhetorik und Ästhetik der Telefonkommunikation und kommunikationstheoretische Fragestellungen, und bei allem sozialem Wandel — das Telefon hat seine geheimnisvolle Aura eines zauberischen Instruments, seine eigentümliche Magie nicht verloren. Marcel Proust findet in seiner »Suche nach der verlorenen Zeit« die Worte dafür: »Wie wir alle jetzt, fand ich, dass der an jähen Überraschungen reiche, bewunderungswürdige, märchenhafte Vorgang nicht rasch genug funktionierte, obwohl nur Minuten notwendig sind, um das Wesen, mit dem wir sprechen wollen — unsichtbar und doch gegenwärtig, während es selbst in der Stadt, die es bewohnt. .. unter einem anderen Himmel als dem unseren, bei einem Wetter, das nicht unbedingt das Gleiche sein muss wie bei uns, am Tisch sitzt inmitten von Umständen und Beschäftigungen, über die wir nichts wissen, von denen jenes Wesen aber uns berichten wird — über Hunderte von Meilen hinweg und mit seiner ganzen Umweltatmosphäre in dem Augenblick, da unsere Laune es befiehlt, dicht vor unser Ohr zu bringen. Wir aber sind wie eine Gestalt im Märchen, der auf ihren Wunsch eine Zauberin in übernatürlicher Helle die Großmutter oder Verlobte zeigt, wie sie gerade in einem Buch blättert, Tränen vergießt, Blumen pflückt, ganz dicht bei dem Beschauer und dennoch fern, das heißt an dem Ort, an dem sie sich im Augenblick befindet. Wir brauchen, damit sich dies Wunder vollzieht, unsere Lippen nur der magischen Membrane zu nähern und — ich gebe zu, dass es manchmal etwas lange dauert. ..«
 
Dr. Ulrich Kern
 
 
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 Zitt, Hubert: ISDN für PC und Telefon. Haar 1998; mit CD-ROM.

Universal-Lexikon. 2012.

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